Bei aller Erinnerung in den vergangenen Tagen an die Menschen, die Opfer des NS-Regimes wurden, bleibt für viele auch die Frage: Wo war denn Gott in dieser so schmerzlichen Situation für die Menschen?
In seinem autobiografischen Buch „Die Nacht“ äußert sich der ehemalige KZ-Häftling Elie Wiesel sehr klar und radikal über Gott. In der Schlüssel-Szene kommen drei Lager-Insassen an den Galgen, darunter ein Kind. Alle anderen Inhaftierten werden gezwungen zuzuschauen. „Wo ist Gott, wo ist er?“ fragte jemand hinter mir… Auf ein Zeichen des Lagerchefs kippten die Stühle um. Die beiden Erwachsenen lebten nicht mehr. Aber der dritte Strick hing nicht leblos, der leichte Knabe lebte noch. Mehr als eine halbe Stunde hing er so und kämpfte vor unseren Augen zwischen Leben und Sterben seinen Todeskampf. Hinter mir hörte ich denselben Mann fragen: „Wo ist Gott?“ Und ich hörte eine Stimme in mir antworten: „Wo er ist? Dort hängt er, am Galgen…“
Eine Antwort des Überlebenden Elie Wiesel und gleichzeitig auch der Auftrag für die Frage: Wo ist heute Gott?